EkK #71: EGOPUSHER (ZH)

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Gegensätze stehen im Zentrum von Egopusher, dieser kongenialen Verschmelzung von mürrischer, poetischer Geige und dem erdigen, wuchtigen Charakter des Schlagzeugs. Diese Musik räumt dem Reüssieren und dem Scheitern gleichermassen Wichtigkeit ein: Das Geigen-Schlagzeug-Duo Egopusher hat beides in einem ausgewogenen Verhältnis zugelassen. In ihrem ureigenen Labor, dem Basement Diary, haben sich Tobias Preisig und Alessandro Giannelli an darwinistische Formeln gewagt. Das Resultat sind Songs auf einer selbstbetitelten EP, die in Stereo um Welten böser klingen als schwarz auf weiss.

 

Gegensätze stehen im Zentrum von Egopusher, dieser kongenialen Verschmelzung von mürrischer, poetischer Geige und dem erdigen, wuchtigen Charakter des Schlagzeugs. Oder ist es genau umgekehrt? Vermutlich ist diese Musik deshalb so unmöglich einzuordnen, weil sie sämtliche auf ihre Instrumente bezogene Klischees in den Hintern tritt und uns das liefern, wovor wir uns fürchten: Das Rätselhafte, das Geheimnisvolle, das Hermetische. Die beiden jungen Zürcher Musiker Tobias Preisig und Alessandro Giannelli kommen aus unterschiedlichen musikalischen Richtungen, doch seit sich ihre Wege gekreuzt haben, ist die Schweiz um eine lustvoll-radikale Band reicher. Einem Tagebuch ähnlich haben Preisig und Giannelli ihre Improvisationen auf Geige und Schlagzeug vorzu aufgenommen, mit Synthesizer und Bass angereichert und so ihre Erfolge und Misserfolge festgehalten und beobachtet. Monate später hörten sie sich das Material dieser Basement Diary an und entschieden gemeinsam, welcher dieser «Tagebucheinträge» zu einem Song weiterentwickelt werden sollte. Diese kompositorische survival of the fittest-Arbeitsweise passt hervorragend zu der eigenartigen Wortkreation Egopusher: Suche nach dem Besten in dir drin, kehre es nach aussen und bringe es zum Funkeln, Glitzern, Sprühen.

Nach rund einhundert Konzerten veröffentlichten Egopusher am 27.November ihre selbstbetitelte EP. Die sechs Songs strahlen eine unverschämte Kraft aus, wohl auch deshalb, weil Preisig und Giannelli nichts zu verlieren haben, denn sie kennen das Scheitern. Die dadurch gewonnene Freiheit erlaubt es ihnen, mit Klangeffekten zu experimentieren und Grenzen zu überwinden, bis sich der Hörer wiederfindet in einem Rausch an Wut, Intensität und einer zarten Verwundbarkeit. Wer sich vor nichts fürchtet, kann selbst das Böse bei den Hörnern packen.


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