cineclub sg – MUXMÄUSCHENSTILL

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SKANDAL  –  Ein nackter Busen. Zwei sich küssende Männer. Blut. Zu viel oder zu wenig Nationalismus. Intrigen.

 

Filme und Skandale gehören zusammen. Skandalfilme und Tabubrüche loten die Grenzen des Mediums aus und erweitern sie, indem sie die Frage stellen: Was darf und soll im Kino gezeigt werden? Was nicht? Die Filme lösen Debatten aus in Bereichen wie Sexualität, Religion, Gewaltdarstellung, Umwelt oder Politik. Sei es inhaltlicher Art oder durch die Begleiterscheinungen, in denen ein Film erscheint. Ein Skandal hat aber immer auch eine zeitliche Komponente. Was in einem Horrorfilm von 1950 noch als Skandal galt, sorgt heute möglicherweise nur noch für ein müdes Lächeln. So amüsant ein Rückblick auf frühere filmische Skandale sein kann, birgt er in sich die Gefahr, dass man gesellschaftliche Normen und Konventionen dieser Zeiten ins Lächerliche zieht. Dieser Gratwanderung war sich die Filmkommission bei der Auswahl der Filme für das Cineclub- Programm der Saison 2019/2020 durchaus bewusst. Sie haben sich deshalb auch auf Skandale konzentriert, die zeitlos sind. Blasphemie, Umweltverschmutzung, Kriege oder einfach auch nur Skandale aus persönlicher Sicht. Dies sind nur einige der Themen im diesjährigen Filmprogramm. Cineclubs Skandalfilme sollen nicht nur unterhalten. Sie sollen zum Nachdenken anregen.

MUXMÄUSCHENSTILL

Regie: Marcus Mittermeier
Deutschland, 2004
89 Minuten
mit Jan Henrik Stahlberg, Fritz Roth, Wanda Perdelwitz

Vorstellungen um 18:00 Uhr und um 20:15 Uhr

Im Berliner Grossstadtdschungel macht Herr Mux, Anfang 30, ehemaliger Philosophiestudent, gezielt Jagd auf Temposünder, Schwarzfahrer, Vergewaltiger, Falschparker, Ladendiebe, Graffiti-Sprüher und weitere Straftäter aller Art und will seinen Mitmenschen auf recht unkonventionelle Weise wieder Ideale und Verantwortung beibringen. Als seine rechte Hand rekrutiert er den etwas unterbelichteten ehemaligen Langzeitarbeitslosen Gerd, der ihn auf seinen Streifzügen begleitet und die „Einsätze“ mit einer Videokamera festhält. Mit selbstjustiztypischer Gewalt schwingt sich Mux zum Moralprediger auf, erpresst die Fehlbaren und ergreift „Erziehungsmassnahmen“, die im Laufe des Films immer brutaler ausfallen. Er schreckt nicht zurück vor Zurschaustellung, Nötigung und einmal versehentlich nimmt er sogar den Tod eines seiner Opfer in Kauf. Herr Mux baut in der Folge ein bundesweit operierendes, öffentlichkeitswirksames Unternehmen auf, ist damit medial beachtlich präsent und kann zahlreiche Mitarbeitende einstellen. Doch mit der fanatischen Verfolgung seiner Ideale macht Mux sich am Ende selbst zum Fehlbaren. Auch seine vorerst, so scheint es, echte Liebe zur jungen Kira, die er später immer „Mäuschen“ nennt, scheitert letztendlich an seinen eigenartigen Weltanschauungen und seinen penetranten Monologen.

„Muxmäuschenstill“, eine skandalöse, brüskierende und kontroverse pseudodokumentarische Filmperle, hat nach seinem Erscheinen zahlreiche Filmpreise abgeräumt und wurde äusserst erfolgreich an der Berlinale vorgestellt.

 

Die Gründung des cineclub st.gallen geht auf das Jahr 1952 zurück. Der cineclub zählt zurzeit um die 200 Mitglieder und ist fester Bestandteil des Kulturangebots in der Stadt St.Gallen. Neben der Verbreitung künstlerisch wertvoller Filme veranstaltet der cineclub auch Sonderveranstaltungen. Dazu gehören unter anderem Gespräche mit Filmregisseuren, Stummfilme mit Livemusik sowie Einführungen in die programmierten Filme.


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