Bullaugenkonzert # 92 – TH. HOFFMANN (ZH)

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präsentiert von BRUCHTEIL  –  Das Format im Foyer widmet sich jeweils am ersten Mittwoch im Monat den Klängen der Schweizer Musiklandschaft. Das grosse Fenster wird für einen Abend zur Bühne, der Durchblick zur Strasse eine Lichtshow. Zerbrechliche Momente mitten in der Woche.

 

Der Zürcher Th. Hoffmann ist das, was oft als „ein Original“ bezeichnet wird: ein eigentümlicher Mensch, dessen Eigenheiten in allem erscheinen, was er tut. Egal, ob auf der Baustelle, an der Theke einer Beiz, in einem Telefonat, auf der Bühne oder auf Schallplatte – es gibt da so eine gewisse Th-Hoffmann-haftigkeit, die sich einprägt. Dabei ist sein bisheriges Werk als Musiker, Dichter und Sänger fast verwirrend vielseitig und zuweilen widersprüchlich. Zum Glück, denn deswegen ist es eben so originär und interessant. Thomas ist ein bescheidener, freundlicher Mensch mit einem wachen Blick, einem tiefsinnigen und liebevollen Witz und einem beängstigenden Schaffenswahn, der ihn zwischen Stilen, Genres und Ausdrucksformen hin- und herbewegen lässt. Häufig unvorhersehbar, doch immer kohärent. Der Kristallationspunkt seiner Produktivität und bisherige Höhepunkt seines künstlerischen Ausdrucks ist sein neues, fünftes Soloalbum „Gegengewicht“.

Th. Hoffmann ist seit 2000 im Zürcher Underground eine feste und verlässliche Grösse, u.a. als Sänger der noch immer aktiven Zürcher Band „Acapulco Stage Divers“. Die Experimentierfreude und Feinfühligkeit der Band entwickelt er seit seinem Debüt „Geboren 1980“ (2013) auch als Solokünstler intensiv und stetig weiter. Beim Mundartalbum „Uranus Présent“ (2015) setzte er auf Reduktion und Unmittelbarkeit, indem er alle Instrumente selbst einspielte, um dann auf dem ausgecheckten „Le Travelling Begins“ (2016) und dem spontanen, live aufgenommenen „Alphabet der Nacht“ (2018) wieder den Klangkörper einer dynamischen Rockband zu reiten.

Auf „Gegengewicht“ wird Th. Hoffmann von der ebenso einzigartigen und von Kritikern hochgelobten deutschen Band LOCAS IN LOVE unterstützt. Thomas besuchte die deutsche Indiepop-Institution für die Aufnahmen von „Gegengewicht“ in ihrem Kölner Studio und liess sich von ihnen als Backing-Band auf den neuen Songs begleiten. Die Achse Zürich-Köln klingt mal wie nach Wohnzimmer in Albisrieden, mal nach Chicago, mal wie ein beschädigter Flipper-Automat in Köln-Nord. Seine Texte changieren zwischen Hochdeutsch und Schweizerdeutsch (ist er der Roger Federer des Indierock?) und gelangen durch ihre rohe Direktheit und Intimität, ihre mal spartanische, mal überbordende Instrumentierung und Thomas‘ einfache aber vielschichtige Sprache ohne Umwege direkt dorthin, wo die Emotionen sitzen.

Das neue Abenteuer von Th. Hoffmann heisst also „Gegengewicht“. Für den Singer-Songwriter und Dichter ist damit lediglich ein weiteres Kapitel abgeschlossen, nicht aber die Erzählung. Das nächste Projekt vor Augen, störrisch, idealistisch, immer in Bewegung, schreibt er gerade irgendwo weitere unberechenbare und wunderschöne Songs. Your friendly neighbourhood poet Th. Hoffmann ist ein Getriebener, einer mit einem Herzen voller Akkorde, Verse und Liebe. Die Art von Irrer, die wir alle gerne in unseren Leben haben, egal, ob auf der Baustelle, an der Theke einer Beiz, in einem Telefonat, auf der Bühne oder auf Schallplatte. Eben ein Original.


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