cineclub sg – BLIND DATES
Fehlschlüsse und Missverständnisse sind der Motor dieser trockenen Komödie, in der sich alle immer in alles einmischen, während doch niemand wirklich zuhört und alle alles falsch verstehen. Levan Koguashvilis zweiter Spielfilm steht damit in der Tradition des georgischen Kinos. Der Erzählton ist ruhig, obwohl sich die Ereignisse überschlagen. Unsentimental, mit Auslassungen und Andeutungen, in wunderbaren Farbkompositionen und mit enormem Gespür für Räume, Architektur und Stadtlandschaften gewinnt der Film an ungeheurer Tiefe.
Regie: Levan Koguashvili
Georgien, 2013
99 Minuten
mit Kakhi Kavadze, Ia Sukhitashvili, Archil Kikodze
Vorstellungen um 18:00 Uhr und um 20:15 Uhr
Mit 40 Jahren lebt der Lehrer Sandro noch immer bei seinen Eltern, die sich ständig in sein Privatleben einmischen. Die «Blind Dates», zu denen ihn sein Freund Iva drängt, interessieren ihn kaum. Bei einem Ausflug ans Schwarze Meer verliebt sich Sandro dann doch in die Friseurin Manana. Als deren Ehemann vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen wird, nimmt Sandros Situation absurde Dimensionen an. Eine trockene Komödie in bester georgischer Tradition.
Soll man sagen, da kommt ein georgischer Kaurismäki? Man könnte, es gäbe genügend Gründe: Koguashvili versteht es, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren, auf ein paar wenige Figuren, die er liebevoll zeichnet, die den Blues der Zeit auf ihren schmalen Schultern tragen und verloren dastehen in ihrer kleinen Welt. Wie der Finne versteht es der Georgier, seine Figuren mit voller Zuneigung in Dekors zu inszenieren, die mindestens so viel erzählen wie die Handlung selbst. Die Kargheit gehört zu den Qualitäten dieses Films. Nichts wirkt überhöht, alle sind ihrem Schicksal ergeben und tragen es mit stoischer Fassung. Koguashvili tut das in einer Lakonie, die eine stille Sprengkraft hat, mit trockenem Humor. So weit schweifen muss man allerdings nicht, denn die Ahnen dieser Form des Kinos stammen nicht aus Finnland: Sie arbeiteten zum Beispiel zur Zeit der Sowjetunion in Georgien, wo sich das Filmschaffen vergleichsweise unabhängig und frei entfalten konnte. Kaurismäki dürfte seine Freude haben an diesem Wesensverwandten aus dem Kaukasus.
Die Gründung des cineclub st.gallen geht auf das Jahr 1952 zurück. Der cineclub zählt zurzeit um die 200 Mitglieder und ist fester Bestandteil des Kulturangebots in der Stadt St.Gallen. Neben der Verbreitung künstlerisch wertvoller Filme veranstaltet der cineclub auch Sonderveranstaltungen. Dazu gehören unter anderem Gespräche mit Filmregisseuren, Stummfilme mit Livemusik sowie Einführungen in die programmierten Filme.