KRIEG UND FRIEDEN – Die Rolle von FINTAs in Friedensprozessen
Krieg und Frieden begleiten die Menschheit seit es Herrschaft gibt. Wenn von Kriegen die Rede ist, stehen meist Staaten, Armeen und Regierungen im Mittelpunkt. Wenn von Frieden die Rede ist, dann schütteln sich vermeintlich „grosse Männer“ die Hände.
Aber die Rolle von FINTAs bleibt unsichtbar, und das, obwohl sie in Friedensprozessen entscheidend sind. Mit FINTAs meinen wir Frauen, Inter-, Nonbinäre-, Trans- und Agenderpersonen. Leider benutzen viele Texte und Dokumente noch immer ein binäres Geschlechtssystem. Somit wird oftmals nicht ersichtlich, welchem Geschlecht sich die entsprechenden Personen zuordnen würden und es wird oft nur in Frau und Mann unterschieden.
Schon in der Vergangenheit haben FINTAs auf unterschiedliche Weise zum Frieden beigetragen. Während Kriege vor allem die Zivilbevölkerung hart trafen, übernahmen sie Verantwortung: Sie organisierten humanitäre Hilfe, sorgten für Zusammenhalt in ihren Gemeinschaften und kämpften für Rechte, die langfristig Sicherheit und Stabilität schaffen sollten. Ob als Friedensaktivist:innen im Ersten Weltkrieg und als Partisan:innen und antifaschistische Kämpfer:innen im Zweiten Weltkrieg, in Frauenorganisationen mit diplomatischem Einfluss oder in lokalen Versöhnungsinitiativen – ihr Beitrag war unübersehbar, auch wenn er selten gewürdigt wurde.
Heute sind FINTAs zwar häufiger in Friedensverhandlungen vertreten, etwa in internationalen Organisationen oder als Sprecher:innen von zivilgesellschaftlichen Gruppen. Studien zeigen sogar: Friedensabkommen, an denen FINTAs beteiligt sind, halten länger. Denn sie bringen Perspektiven ein, die Themen wie soziale Gerechtigkeit, Versöhnung und die Bedürfnisse der Zivilbevölkerung stärker berücksichtigen.
Dennoch wird FINTAs in den entscheidenden Prozessen kaum ein Platz eingeräumt. Noch immer werden sie in Verhandlungen an den Rand gestellt – als Beobachter:innen oder Unterstützer:innen, nicht als gleichberechtigte Entscheider:innen. Dabei wäre genau das entscheidend: Frieden ist nachhaltiger, wenn FINTAs aktiv mitgestalten.
Um das zu erreichen, braucht es gezielte Förderung – durch Bildung, politische Teilhabe und stärkere Vernetzung. Nur so lässt sich sicherstellen, dass FINTAs ihre Rolle in Friedensprozessen nicht mehr im Schatten, sondern auf Augenhöhe wahrnehmen.
Referent:innen:
Meral Cicek: Sie hat Politikwissenschaft und Soziologie studiert. Sie ist Reporterin und Redakteurin für kurdische Zeitungen in Europa sowie Mitbegründerin des Kurdischen Frauenbeziehungsbüros (REPAK) in Südkurdistan. Ausserdem ist sie Mitglied der Redaktion der Zeitschrift Jinoloji.
Camille Bernheim: Sie arbeitet seit Juli 2023 bei FriedensFrauen Weltweit im Programm zur Friedensförderung nach bewaffneten Konflikten.
Die Veranstaltung wird von Alice Froidevaux moderiert.